Rekord-Kälte

Sehr wahrscheinlich wird die letzte Woche 2010 noch einmal teils 100-jährige Rekorde brechen können

Dieser Dezember kann mittlerweile mit Fug und Recht als "Jahrhundert-Dezember" bezeichnet werden, wie ein Blick in die Statistik zeigt. In Sachen Schnee hat er bereits teils über 100 Jahre alte Rekorde gebrochen. Und nach den Schneerekorden hat er nun die Kälterekorde im Visier.

Thilda geht, Xaver kommt
Doch zu Beginn der neuen Woche zieht zunächst noch das Tief Thilda über den Nordosten Deutschlands allmählich ab. Dabei muss man heute und insbesondere in der kommenden Nacht zum Dienstag, 28.12.2010, im Norden und Osten Deutschlands mit neuem Schnee und entsprechender Glätte rechnen. Dies ist für uns jedoch gerade in diesem Winter nichts Neues. Viel interessanter in Sachen Extremwinter ist das, was nach Thilda folgt.

Denn nachdem sich "Thilda" ostwärts verzogen hat, setzt sich von Skandinavien her Hoch "Xaver" durch. "Xaver" sorgt dabei für Wetterberuhigung in Deutschland, wobei die Bewölkung auch auflockern kann. Man sollte jedoch bei dem Wort "Hoch" nicht direkt an blauen Himmel und Sonnenschein denken, sondern wir bekommen es eher mit einem typisch winterlichen Hoch zu tun mit Nebel, Hochnebel und etwas Schneegriesel. Ganz ohne Chance auf Sonne bleiben wir jedoch nicht, am ehesten kann sie sich in Schleswig-Holstein und Hamburg zeigen, aber auch andernorts sind morgen bereits größere Auflockerungen möglich.

Strenger Frost ab Dienstag im Nordosten
Dennoch müssen wir uns warm anziehen. Denn wie man in Abb. 2 sieht, befinden wir uns nach Osten hin am Rande des Tiefs unter dem Einfluss sehr kalter Luft in der Höhe, und diese wird sich auch am Boden bemerkbar machen. In Richtung Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg etwa wird man am Dienstag schon hier und da Orte haben, in denen die Temperatur nicht über die -10°C hinaus kommt.

Zum Abend und in der Nacht zum Mittwoch schwächt sich gleichzeitig der Hochdruckeinfluss im Westen Deutschlands ab und macht Platz für neue Tiefausläufer vom Atlantik her frei, die ihrerseits mildere und feuchtere Luft im Gepäck haben. Damit etabliert sich also wieder ein Luftmassengrenze über Deutschland mit großen Temperaturunterschieden zwischen Nordost und Südwest.

Große Unterschiede zur Wochenmitte
Dementsprechend kann der Mittwoch mit einer extremen Spannweite an Wettererscheinung aufwarten. Schon am Dienstagabend und in der Nacht zum Mittwoch kann es vom Rhein her wieder etwas Schnee geben, der sich von Ems und Rhein her südostwärts in Richtung Bayern vorarbeitet. In der milder werdenden Höhenluft können die meist nur leichten Niederschläge nachfolgend allerdings auch in Regen übergehen, was seinerseits wieder die Gefahr von Eisglätte bedeutet. Die Temperaturen pendeln dabei im Tagesverlauf um den Gefrierpunkt.

Gleichzeitig kämpft sich die Sonne nach Nordosten hin mehr und mehr durch Nebel und Hochnebel, und die Auskühlung in Kombination mit östlichem Wind setzt sich damit fort. Der Mittwoch wird hier also teils heiter, aber sehr kalt sein, wobei selbst am Tage häufig strenger Frost unter -10°C herrschen wird. Den vorläufigen Höhepunkt der Kälte im Nordosten markiert dann die Nacht zu Donnerstag. Häufig ist dabei mit Tiefsttemperaturen unter -15°C zu rechnen (siehe Übersicht in Abb. 3). Sollte sich die Bewölkung in dieser Nacht weit genug zurückhalten (Abb. 4), sind allerdings auch Werte deutlich unter -20°C möglich, wie bereits in der Vorhersage des europäischen Wettermodells in Abb. 5 zu sehen ist.

Kälterekorde?
Damit sind erneut Rekorde in Gefahr. Dies belegt ein Blick in die Werte der Wetterstation Berlin-Dahlem, deren Aufzeichnungen bis in das Jahr 1908 zurückreicht. Die bisherigen Tagesrekorde für die tiefste Temperatur betragen:

  • 28.12. -16,0°C (1908)
  • 29.12. -16,4°C (1996)
  • 30.12. -15,6°C (1908)

Dabei bestehen besonders für die Nacht zum 30.12. die Chancen, dass diese bestenfalls deutlich unterboten werden können.

Kältetipp: Dichtungen schützen
Dabei sollte man sich entsprechend vorbereiten, dies gilt vor allem für Gummi-Dichtungen an Fenstern und Türen im Haus, aber auch am Fahrzeug. Hierbei ist es ratsam, die Dichtungen mit Silikonspray oder Glycerin zu behandeln, damit diese nicht haften bleiben und reißen. Auch sollte man sich sicher sein, dass der Frostschutz für den Kühler ausreichend ist, für bis zu -30°C sollte der Schutz dabei ausgelegt sein.