Tornados

Gestern ist es zu mehreren Tornados in Deutschland gekommen. Gesichert sind 2 Fälle von der Ostsee

Tief Angelika und Tief Beate sorgten am gestrigen Montag, dem 23.08.2010 für Aufregung. Es gab mehrere Verdachtsfälle von Tornados (oder Windhosen), von denen zwei Fälle an der Ostsee, auf der Insel Usedom sowie auf dem Darß, als gesichert gelten. Besonders der Usedom-Tornado wurde von einem Amateurfilmer eindrucksvoll dokumentiert.

Der erste dieser Ostsee-Tornados entstand dabei auf dem Wasser als so genannte Wasserhose. Sein Weg führte dann weiter bei Born am Darß über die Halbinsel hinweg. Hier kam es zu Schäden, Genaueres ist bis zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht bekannt.

Folgenschwerer und auch besser dokumentiert ist der zweite Tornado, der über die Ostseeinsel Usedom zog. Er entstand in der Nähe des Dorfes Neppermin und zog weiter westwärts über einen nahe gelegenen Zeltplatz. Das folgende Video wurde aus der Nähe festgehalten und zeigt die Windhose ungewöhnlich detailliert:

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Man sieht hier gut (wie etwa bei Position 1 min 59 s), wie ganze Bäume einfach umgeknickt oder mitgerissen werden. Im Bericht des Nordkurier sind auch Bilder von den Schäden am Zeltplatz zu sehen. Meist hat der Tornado nur Vorzelte der Wohnwagen komplett mitgerissen. Es werden auch Campingurlauber zitiert, die berichten, dass ihr Wohnwagen etwa eineinhalb Meter mitgerissen wurde.

Es ist pures Glück, dass es hier nicht zu Verletzten gekommen ist. Aufgrund der Schäden, die an Bäumen, Dächern und auf dem Zeltplatz entstanden sind, kann man von einem Tornado im hohen Bereich der Stärke F1 auf der Fujita-Skala ausgehen, also von Windgeschwindigkeiten bis etwa 180 km/h. Hätte der Rüssel des Tornados hier voll getroffen, so wären die Wohnwagen sicherlich umgestürzt. Ebenfalls ein glücklicher Zustand ist, dass niemand durch umherfliegende Trümmerteile oder Äste verletzt wurde.

Das folgende Video wurde nach Durchzug des selben Tornados an einem Waldstück bei Pudagla aufgenommen. Die Schäden dokumentieren gut die Kraft, die hier gewirkt hatte.

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Wie entstand der Tornado?
Grundsätzlich benötigt ein Tornado als wichtige Zutaten energiereiche, also feucht-warme Luft, eine entsprechend labile Umgebung, in der diese Luft aufsteigen kann und vor allem eine starke Änderung des Windes mit der Höhe (die so genannte Windscherung). Bei den so entstehenden Gewittern kann der Aufwindbereich so in Rotation geraten.

Im Fall der Ostsee-Tornados befand sich die energiereichste und feuchteste Luft in einem Streifen zwischen Tschechien und dem äußersten Nordosten Deutschlands. Dabei wehte der Wind hier vor dem ankommenden Ausläufer zwischen Tief Angelika und Tief Beate (Abb. 2) in Bodennähe zunächst noch aus Ost. Darüber aber wehte ein kräftiger Höhenwind, der mit der Höhe auf Süd und Südwest drehte, wie auch der Radiosondenaufstieg von Greifswald um 14 Uhr zeigt (rechter Rand in Abb. 3 oder Windkarten in Abb. 4 bis 6).

Im unmittelbaren Umfeld des Tiefdruckausläufers kam es dann zur Entstehung der Gewitterzellen (Abb. 7) mit den entsprechenden Tornados.