Nebel melken

Bei der Nebel- und Taukonferenz in Münster ging es auch um Trinkwassergewinnung

Heute endet die fünfte, erstmals in Europa stattfindende, internationale Nebel- und Taukonferenz in Münster, an der seit Sonntag rund 150 Wissenschaftler aus aller Welt teilnahmen. Eines der Hauptthemen war die Trinkwassergewinnung aus Nebel.

Für viele ist Nebel vor allem im Straßenverkehr etwas Ärgerliches und Gefährliches, andere empfinden ihn als mystisch. Dabei kann er in vielerlei Hinsicht sehr nützlich sein. Für viele Wissenschaftler birgt Nebel einen gewissen Reiz, denn er hilft ihnen viele chemische und physikalische Vorgänge in der Atmosphäre zu verstehen, denn eigentlich ist er nichts anderes als eine Wolke, die auf dem Erdboden aufliegt.

Bedeutung für Pflanzen
Für die Pflanzenwelt ist er unentbehrlich, denn in den vielen kleinen Wassertröpfchen sammeln sich durch den Bodenkontakt unter anderem viele Nährstoffe, die zusammen mit dem Wasser von verschiedenen Pflanzen aufgenommen werden können. Die Nährstoffkonzentration ist im Nebel sogar viel höher, als im Regen, da die Tropfen viel kleiner und der Verdünnungseffekt somit viel geringer ist.

Auch wir Menschen haben in den letzten Jahren gelernt, den Nebel positiv für uns zu nutzen. So werden zum Beispiel in regenarmen, aber nebelreichen Gebieten spezielle Netze aufgestellt, an denen die Nebeltröpfchen, ähnlich wie an Spinnennetzen, hängen bleiben und aufgesammelt werden. Solche Projekte laufen derzeit unter anderem in einigen Ländern Südamerikas, Südafrikas und Äthiopien. Auch in Nepal werden schon solche Netze aufgebaut.

Prinzip der Wassergewinnung
Das Prinzip ist an sich sehr einfach: Man braucht im Idealfall sehr dichten Nebel und etwas Wind, der den Nebel durch die senkrecht stehenden Netze treibt. Diese sind so feinmaschig, dass der Wind zwar hindurch kommt, die kleinen Tröpfchen aber hängenbleiben und sich dabei gegenseitig verbinden. Diese etwas größeren Tropfen laufen wiederum zusammen und werden so zu noch größeren Tropfen. Das geschieht so lange, bis diese so schwer sind, dass sie nach unten in eine Rinne tropfen, die das aufgefangene Wasser in Tonnen weiterleitet, von wo man es direkt als Trinkwasser nutzen kann.

Bis zu 200 l pro Tag
Da diese Methode so einfach und auch kostenarm ist, ist sie eine ideale Alternative zu Brunnenbohrungen, die oftmals sehr aufwendig und teuer sind. Hinzu kommen die Kosten für die Wasserpumpen, den dafür benötigten Diesel, für Wartungs- oder Neuanschaffungskosten, sowie das Problem, dass man eine endliche Quelle anzapft, die jederzeit zu Grunde gehen kann.

Auch hier können die Netze wieder punkten, da sie in der Produktion sehr günstig sind (pro Netz etwa zehn Euro) und schnell ausgetauscht werden können. Je nachdem, wie dicht der Nebel ist, können mit dieser Methode an einem Tag pro Quadratmeter Netz um die fünf Liter Wasser gewonnen werden. Stellt man also ein Netz von vier mal fünf Metern auf, kann man so mit nur einem Netz bis zu 200 Liter Trinkwasser pro Tag gewinnen.

Nicht für Deutschland
Für alle, die jetzt überlegen, sich auch so ein Netz in den Garten zu stellen um sich selbst zu versorgen: In Deutschland würde sich so eine Anschaffung nicht rentieren, da wir viel zu wenige Nebeltage haben und unsere Grundwasserversorgung zum Glück mehr als ausreichend ist.