Wechselbad bis Ostern

Bis mindestens Ostern kämpfen über uns die Luftmassen mit einem Temperatur-Wechselbad: Aprilwetter

Standesgemäß in Richtung April scheinen wir nun auch das dazu passende Aprilwetter zu bekommen. Denn im Bereich der Frontalzone kämpfen polare und subtropische Luftmassen gegeneinander - mit spannendem Wetter als Folge.

###YOUTUBE### Sichtbar wird diese Grenze insbesondere in der Höhe, in der ein Ausgleichswind zwischen diesen verschiedenen Luftmassen weht, dies ist der so genannte Jetstream. Dieser zeigt sich in dieser animierten Windkarte auf einer Druckfläche von 300 hPa, das entspricht rund 9 km Höhe anhand der roten bis lila gefärbten Flächen.

Warm oder kühl?
Wir sehen schon jetzt, dass vieles davon abhängt, wie sich die Tiefdruckaktivität im Nordwesten Europas entwickelt. Entweder wir gelangen auf die Vorderseite dieser Tiefs, dann kann milde subtropische Luft von Südwesten her nach Deutschland gelangen. Andererseits schafft es auch immer wieder die kältere Meeresluft polaren Ursprungs von Nordwesten zu uns. Damit hätten wir bereits eine grundlegende Erklärung für das Auf und Ab der Temperaturen in den kommenden Tagen.

Montag
Noch plastischer wird die Dynamik in den kommenden Tagen, wenn man sich allein die Entwicklung der ersten Wochenhälfte genauer ansieht. So bewegt sich am heutigen Montag, dem 29.03.10, eine Front des Tiefs Kerstin wellenartig über der Mitte Deutschlands hinweg ost- bis nordostwärts.

Im Küstenbereich hält sich dabei noch die kühlere Luft, die am Rand von Tief Ingeborg über Südskandinavien südwärts strömt, während Kerstin auf ihrer Vorderseite die mildere Luft heranbringt. Dies bedeutet also zunächst steigende Temperaturen.

Dienstag
Den Höhepunkt dieser milden Luft werden wir dann am Dienstag erleben dürfen, insbesondere nach Osten hin hält sie sich auch tagsüber und sorgt für Höchsttemperaturen bis 18°C, am Alpenrand stellt sich eine recht kräftige Föhnsituation ein und treibt die Temperaturen hier noch etwas höher, allerdings ist hier auch Föhnsturm möglich.

Allerdings wird die warme Phase von der Nordsee kommend auch gleich wieder beendet, denn das Tief Kerstin zieht in Richtung Britische Inseln, verstärkt sich zum Sturmtief und bringt neben kühlerer Luft auch gleich wieder kräftigen, teils schauerartig verstärkten Regen, auch einzelne Gewitter sind dabei möglich.

Interessant wird ohnehin, was an der Front von Kerstin (Abb. 3) geschieht. Mehrere Vorhersagemodelle simulieren die Entstehung eines neuen, kleinräumigen Tiefs an den Alpen, das dann nordostwärts wandert (Abb. 4). Naturgemäß wird die Entstehung und Position noch recht unterschiedlich vorausberechnet.

Dieses Szenario ist der Lage vom vergangenen Freitag jedenfalls recht ähnlich, auch die Temperaturgegensätze über Deutschland sind in der Nacht zum Mittwoch beachtlich (Abb. 5). Entsprechend kann es von Westen her gebietsweise zu teils kräftigem, auch gewittrigem Regen kommen, wobei man auf die Windsituation besonders achten muss, denn auch Böen sind im Zusammenhang mit den Gewittern zu erwarten (Abb. 6).

Mittwoch
Während am Mittwoch dann Schauer nordostwärts abziehen, sollten wir unseren Blick wieder auf den Atlantik schweifen lassen. Denn südlich von Island entsteht und verstärkt sich ein weiteres Tief, das weiter südlich zieht. Auf der Vorderseite sorgt es aber nun dafür, dass der Luftdruck vom Südwesten Europas her ansteigt. Dieser Luftdruckanstieg äußert sich auch im Süden Deutschlands.

Dementsprechend verstärken sich bei uns die Gegensätze. In Richtung Nordsee herrscht Tiefdruckeinfluss, nach Südosten hin zumindest schwacher Hochdruckeinfluss. Entsprechend zu diesen Gegensätzen gibt es dabei über Deutschland einen Bereich, in dem ein recht kräftiger Südwestwind als Ausgleich wehen wird, während sich rückseitig des Nordseetiefs die höhenkalte Luft durchsetzt.

Gründonnerstag mit Aprilwetter
Pünktlich zum Gründonnerstag, dem 1. April 2010, bekommen wir damit auch echtes Aprilwetter geliefert. Die kalte Luft in der Höhe rückt weiter nach Deutschland voran und sorgt für einen wechselhaften Witterungscharakter, wobei wir Sonne, Wolken und auch Schauer bekommen werden, die zum Teil als Regen, zum Teil als Graupel niedergehen, ab den Mittelgebirgslagen ist sogar Schnee mit dabei.

Besondere Beachtung sollte man dem Wind schenken, der in rund 1,5 km nach jetzigen Berechnungen teils orkanartig sein kann (Abb. 7). Diese Winde können sich im Bereich kräftiger Schauer als Böen dann auch kurzzeitig am Boden bemerkbar machen. Ob hier Unwetterwarnungen ausgesprochen werden müssen, bleibt noch abzuwarten, jedenfalls liefert der Extreme Forecast Index des europäischen Vorhersagemodells entsprechende Hinweise schon in der Nacht zum Donnerstag nach Westen hin (Abb. 8)

Und das Wetter zu Ostern?
Wie geht es dann weiter? Für eine genaue Vorhersage der Osterfeiertage ist es dabei jetzt noch zu früh. Grundsätzlich bleibt die unbeständige Wetterlage erhalten. Steuerungsorgan wird tiefer Luftdruck bei den Britischen Inseln sein, hier ist die Luft bis in die Höhe polar bestimmt, also kühl (Abb. 9). Rund um dieses Tief können immer wieder Störungen herumgeführt werden und auch Deutschland betreffen. Es sieht also auch für die Osterfeiertage nach Aprilwetter aus mit sowohl sonnigen, als auch nassen Phasen. Wann genau welche auftreten werden, gehört derzeit allerdings noch in den Bereich wilder Spekulation.

Aber: Die Mehrzahl der Vorhersagemodelle zeigen auch, dass sich die kälteste Luft wieder nach Westeuropa verlagert. Wir kämen in Deutschland daher auf die Vorderseite und dürfen nach Gründonnerstag wieder mit steigender Temperatur rechnen (Abb. 10). Es gibt also eine berechtigte Hoffnung, dass sich die Wetterberuhigung gerade zur Ostereiersuche durchsetzen kann - sicher ist jedoch noch nichts.