Der Winter 2009/2010

Der Winter 2009/2010 brach vor allem im Norden und Osten Temperatur- und Schneehöhenrekorde.

Der meteorologische Winter ist fast vorbei. Astronomisch hingegen beginnt dieser bei uns mit der Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember und endet zur Frühlings-Tagundnachtgleiche am 20. März. Für Meteorologen und Klimatologen stellen jedoch nur die Monate Dezember bis Februar die Wintermonate dar, und der Frühling beginnt schon am 1. März des Jahres.

Wir erinnern uns: Nach zwei ungewöhnlich milden und schneearmen Wintern 2006/2007 und 2007/08 zeigte sich der letzte Winter deutlich kälter und  schneereich. Dass der darauf folgende Winter 2009/2010 vor allem im Norden und Osten Temperatur- und Schneehöhenrekorde brechen würde, hätte wohl keiner vermutet.


DEZEMBER 2009

Warmer Start
Der Dezember startete 2009 verbreitet relativ mild, die Niederschläge fielen als Regen und die Hoffnung auf einen Winter war noch eher klein (siehe hier). In der zweiten Dezemberwoche konkretisierten sich die Wettermodelle allerdings: Der Winter kommt! Zur Monatsmitte folgte die arktische Kaltluft aus Sibirien, welche anfangs im Osten, später auch im Süden für Schnee und Frostnächte sorgte. Am 19.12., dem kältesten Tag des Dezembers, wurde Dippoldiswalde mit -24,3°C Rekordreiter bei den Tiefstwerten.

Schnee zum Winteranfang
Pünktlich zum Winteranfang am 22.12. lag Deutschland dann unter einer Schneedecke, Helgoland meldete 4cm, Konstanz am Bodensee eine Gesamtschneehöhe von 9cm, Rekordreiter im Flachland war Emden mit stolzen 25cm. Zu den Weihnachtsfeiertagen sorgte allerdings eine Singularität wieder für lange Gesichter (siehe hier): das Weihnachtstauwetter folgte, welches im Südwesten die vorhandene Schneedecke tauen ließ, in den übrigen Gebieten blieb die Schneedecke noch bis Weihnachten.

Sturm zu Weihnachten
Windig wurde es am 25.12. mit Sturmtief "Yann". Dabei lag das Hautsturmfeld anfangs im Norden, im weiteren Verlauf verschob sich der Schwerpunkt auf den Nordosten. Dabei kam es auch im Flachland verbreitet zu Sturmböen, Orkanböen wurden zum Teil auf den Bergen registriert.

Statistik
Der Dezember war im Süden in den meisten Regionen zu warm, im Norden, der Mitte sowie in den Hochlagen Süddeutschlands allerdings mit 2,3K unter den Mittelwerten. Spitzenreiter des höchsten Tagesmaximums war Freiburg im Breisgau mit 14,3°C. Zu trocken zeigte sich der Norden Deutschlands, teils blieb die Niederschlagsmenge auch in einigen Regionen der Mittelgebirge sowie der Alpen unter dem Durchschnitt.

Besonders viel wurde im Thüringer Becken gemessen, am Erfurter Flughafen sogar mehr als die doppelte übliche Monatsniederschlagssumme. Die Wintersonne konnten die Orte vor allem am Oberrheingraben genießen sowie die Gebiete um Hannover und Bremen, weniger als die Hälfte der üblichen Sonnenstunden wurden in den Bayrischen Mittelgebirgen sowie vom Sauerland bis zum Thüringer Wald gemessen.

In der Gesamtheit kann von einem zu nassen und zu kalten Dezember gesprochen werden. Die Gesamtniederschlagsmenge betrug 80 Liter pro Quadratmeter, was 15% über dem vieljährigen Durchschnitt liegt. Die Sonnenscheindauer lag größtenteils im Durchschnitt.



JANUAR 2010

Kälte und Schnee
Das Winterwetter mit ausgesprochener Kälte, Schnee und trüben Tagen verschärfte sich im Januar weiter. Der Jahreswechsel gestaltete sich im Süden nass, im Norden und Nordosten winterlich kalt mit Schnee. Erst in den folgenden Tagen verlagerte sich die recht scharfe Luftmassengrenze weiter nach Süden, so dass auch ganz im Süden das Tauwetter endete und Schneefall folgte.

Tief "Daisy"
Besonders markant war das Tief "Daisy" am Wochenende 9./10. Januar. Das von einigen Quellen prognostizierte deutschlandweite Katastrophenszenario blieb indes aus, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern erinnerten aber die Schneefallmenge sowie die Schneeverwehungen zum Teil an den Winter 1978/79.

Auf Rügen waren die Schneeverwehungen bis zu drei Meter hoch, zahlreiche Straßen waren unpassierbar und sogar Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Zudem drohte eine Sturmflut die Deiche zu unterspülen, und deutschlandweit kam es zu tausenden Unfällen.

Ein Tief nach dem anderen
Die Lage entspannte sich aber kaum. Im Süden führte die mildere Luft zu Eisregen mit zahlreichen Unfällen. Zum Ausklang des Januars folgte am 27.01. Sturmtief "Jennifer" und danach "Keziban". Weiterer starker Schneefall führte am Frankfurter Flughafen zu 80 Flugausfällen.

Die Ostsee gefror zwischen Rügen und Hiddensee, so dass nun auch noch Hiddensee von der Außenwelt abgeschnitten war und mit Eisbrechern versorgt werden musste. Am 30.01. wurden teils Rekordschneemengen gemessen wie beispielsweise in Boizenburg/Elbe mit 49cm (bisheriger Rekord 23cm 1979). In Greifswald wurde die höchste jemals gemessene Schneedecke registriert.

In Berlin-Dahlem wurde mit 38cm die höchste Schneehöhe seit 16.02.1979 mit 43cm gemessen. Noch nie seit Aufzeichnungsbeginn lag hier die niedrigste Schneehöhe in diesem Monat bei 16 cm, überhaupt kam es in den letzten 100 Jahren nur vier Mal vor, dass an allen Tagen 5 cm Schnee oder mehr lagen.

Die Schneehöhe war an diesem Tag im Nordosten höher als im Alpenvorland, auch bei den 24-stündigen Neuschneemengen konnte der Nordosten mit dem Süden mithalten: Oy-Mittelberg-Petersthal im Allgäu meldete 46cm, Steinhagen-Negast in Nordvorpommern stolze 43cm Neuschnee.

Statistik
Der Monat fiel deutschlandweit mit -3,6°C zu kalt aus, Schwerpunkt der Kälte lag dabei eindeutig im Nordosten des Landes mit Abweichungen bis 4K unter dem langjährigen Durchschnitt, der tiefste Wert wurde aber dennoch am 27.1. im Süden registriert mit -23,3°C.

Den höchsten Tageswert meldete Freiburg im Breisgau mit 8,6°C. Trotz der Schneemassen fiel der Januar deutschlandweit zu trocken aus. Nur 70% des sonst üblichen Januarniederschlags wurde gemessen, die höchste Tagesmenge mit "nur" 26,4 Liter pro Quadratmeter gab es auf dem Großen Arber.

Die Sonnenscheindauer lag meist unter dem Durchschnitt, an zahlreichen Stationen kam es zu einem Rekord seit Aufzeichnungsbeginn. Diepholz und Würzburg meldete 20 Tage lang keinen einzigen Sonnenstrahl, in Berlin waren es immerhin 17 Tage ohne Sonne.



FEBRUAR 2010

Nach Aschermittwoch milder
Der Februar zeigte sich zunächst seinem bisherigen Motto als Schneewinter weiter treu. Ganz Deutschland befand sich weiter fest im Griff polarer Luftmassen, und ständige Tiefdruckgebiete versorgten mal den Osten, mal den Westen mit entsprechendem Schneefall.

Feilchendienstag und Aschermittwoch, 16. und 17.02., markierten dann den Wendepunkt in der Temperatur. Das Tauwetter machte sich vom Südwesten allmählich auf den Weg, konnte sich aber nur sehr zögernd nach Nordosten durchsetzen. Erst am 25.02. waren die Plusgrade wirklich an der Ostseeküste angekommen.

Tief "Queen" brachte Schnee
Die Begeisterung über den Schnee, den das Sturmtief Miriam zu Beginn des Monats und vor allem das Schneetief Queen ab dem 10.02. in weite Teile Deutschlands brachte, hielt sich daher auch in Grenzen, und das in jeder Hinsicht. Während man etwa in Oberbayern von den geringen Schneemengen wieder einmal in dieser Saison enttäuscht wurde, gab es in weiten Teilen Deutschlands teils länger anhaltenden Schneefall.

In Wiesbaden schneite es beispielsweise am Rande eines kleinräumigen Tiefs bis in den Rosenmontag hinein noch einmal über 60 Stunden ununterbrochen, wodurch eine Pulverschneedecke von immerhin 10 cm zusammen kam. Den letzten strengen Frost des Winters im Flachland gab es dann in der Nacht auf den Aschermittwoch mit bis zu -19,1°C in Mühlhausen-Görmar in Thüringen.

Ab dann setzten sich nach und nach atlantische Tiefausläufer durch, die mit einer südwestlichen Strömung mildere Luft nach Deutschland brachten. Am Mittel- und Oberrhein merkte man diese Milderung sofort am entsprechend einsetzenden Tauwetter, und es fühlte sich nach etwas Frühling an.

Nach Nordosten hin hielt jedoch die kältere Luft mit östlichen Winden in Bodennähe noch häufig dagegen, und so kam es zu einer längeren Phase mit Hochnebel und zeitweilig noch meist leichten Schneefällen.

Doch in der letzten Dekade stiegen auch in Sachsen, Berlin und Brandenburg die Temperaturen, und mit dem Heranrücken von Großbritannientief Vija wurde am 25.02. auch endültig das Tauwetter für Mecklenburg-Vorpommern eingeläutet.

Statistik
Nach vorläufigem Stand bis zum 24.02. fiel der Monat deutschlandweit nur etwas zu kalt aus mit einer Abweichung von -0,7°C, wobei die Milderung mit leichten positiven Abweichungen bis dato schon südlich von Trier und westlich von Nürnberg spürbar ist. In Stuttgart ist der Februar bereits um 0,5°C zu warm, Tendenz bis Monatsende noch steigen. Am kältesten blieb es weiterhin im Norden, die größten negativen (relativen!) Abweichungen gab es dabei an der Nordsee, in Helgoland ist der Februar derzeit um 2,1°C zu kalt.

Insgesamt fiel in Deutschland bisher ein Fünftel mehr Niederschlag als im Mittel (120%). Die Tiefs haben dabei vor allem den Norden und Westen des Landes erreicht, daher fällt der Februar hier deutlich zu niederschlagsreich aus. In Aachen wurden bisher 181% der durchschnittlichen Niederschlagsmenge im Februar erreicht. So wie schon zuvor bildet das Alpenvorland wieder die Ausnahme von der Regel, in Kempten kamen bis zum 24.02. "nur" 91% des durchschnittlichen Niederschlages an, auf der Zugspitze nur 71%.

Die Sonne konnte sich dabei nicht so richtig durchsetzen. Abgesehen von der Zugspitze (mit 100% Sonnenscheindauer) war es in Deutschland wolkiger als normal mit nur 60% der üblichen Stunden. In der Mitte Deutschlands hielten sich dabei Wolken, Nebel und Hochnebel am hartnäckigsten auf, bis zum 24. des Monats wurde in Düsseldorf nur 38%, in Hof in Bayern 39% der üblichen Sonnenscheindauer erreicht. Im Schatten des Harzes dagegen konnte Magdeburg 75%, im Schatten des Thüringer Waldes und Vogtlandes Leipzig immerhin 73% der üblichen Zeit erreichen.

Fazit

Der Winter 2009/2010 wird wohl vielen von uns noch lange Zeit in Erinnerung bleiben. Wer weiß schon, ob wir solche Schneebilder wie im Norden und Osten Deutschlands in absehbarer Zeit noch einmal erleben werden. Vielfach wurden langjährige Schneerekorde gebrochen, zumindest hat der legendäre Schneewinter 1978/1979 einen ebenbürtigen Partner bekommen.

Vielleicht überraschend ist dabei die vorläufige Niederschlagsstatistik bis zum 24.02.: Die Menge entspricht deutschlandweit bisher ungefähr dem Mittelwert (102%). Mit einer Temperaturabweichung von insgesamt -1,2°C fiel aber der Großteil dieses Niederschlages als Schnee. Zählt man in Berlin die Neuschneemenge zusammen, so kam man schon am 15. Februar auf 73 cm, dies ist der höchste Wert seit Aufzeichnungsbeginn 1950.

Wie dominant Tiefdruckgebiete in diesem Winter waren, zeigt auch die Sonnenscheinstatistik mit deutschlandweit nur 60% der durchschnittlichen Sonnenscheindauer.