Meereis/Nordostpassage

Die Schifffahrt träumt schon lange davon, Umweltschützer und Naturwissenschaftler fürchten es dagegen: Durch den Rückgang des Meereises die Öffnung der Nordostpassage und damit derer kommerziellen Nutzung.

Kurzer Blick zu den Alpengletschern
Die Alpengletscher könnten sich dieses Jahr freuen, denn Kälte mit Schnee bis auf 2500 Metern ereignete sich in den Sommermonaten. Das führte zum Teil zum geringeren Abschmelzen und könnte, wenn die sommerliche Ablationsperiode nun bald abgeschlossen ist, zu einer positiven Massenbilanz führen. Dennoch stehen die Chancen nicht gut, dass der extreme Massenverlust der letzten drei Dekaden ausgeglichen wird.

Das Meereis
Die Meereisbedeckung diesen Sommers, zumindest in der Arktis, scheint sich dagegen erneut in die Reihe der deutlich unterdurchschnittlichen Bedeckungen einzureihen. Bereits 2008 war die Rede von einem möglichen neuen Negativrekord (siehe News von 5.9.2008), welcher aber nicht eintrat. Auch dieses Jahr bewegte sich die Meereisbedeckung insbesondere zu Beginn des Sommers nahe an der Kurve des negativen Rekordjahres 2007 und damit deutlich unter dem langjährigen Mittel (siehe Abbildung 3). Die Ursache könnten die ungewöhnlich hohen Temperaturen der Meeresoberfläche sein. Für Juni lagen die durchschnittlichen Meeresoberflächentemperaturen auf der Nordhalbkugel 0,65°C höher, der Rekord von 2005 wurde somit gebrochen. Ursache dafür könnte unter anderem das neue El-Niño-Ereignis sein (siehe News vom 6.8.2009).

Meereisausdehnung gleich -dicke?
Während durch Satelliten, welche mit Mikrowellenstrahlung die Erdoberfläche abtasten, die Meereiskonzentration bestimmt werden kann, sind bisher kaum Informationen über die Meereisdicke bekannt.  Diese Information ist allerdings von großer Bedeutung, denn trotz geringer Meereisbedeckung kann die Meereisdicke dennoch im Durchschnitt oder sogar deutlich darüber liegen. Um über diesen Parameter weitere Informationen zu bekommen, wurde am 8. Oktober 2005 der Forschungssatellit CryoSat in die Atmosphäre geschossen. Aufgrund eines Programmierfehlers zündeten die Stufen falsch und der Satellit ging verloren. Im Dezember 2009 soll der Start von CryoSat-2 folgen.

Die Nordostpassage
Die Nordostpassage, also der Seeweg im Nordpolarmeer entlang der asiatischen Küste bis zum Beringmeer, gilt bereits seit Langem als der Traum der kommerziellen Schifffahrt aufgrund der Zeit- und Kostenersparnis. Statt der 21.100 Kilometer über die Alternativroute über den Suezkanal sind es mit 14.100 Kilometern über die Nordostpassage deutlich weniger (siehe Abbildung 7). Allerdings war diese Strecke lange nicht eisfrei. Erst im August 2008 waren die Nordost- und Nordwestpassage erstmals gleichzeitig eisfrei. Allerdings lassen die klimatischen Veränderungen beide Strecken, die Nordost-, aber auch die Nordwestpassage, zunehmend wirtschaftlicher erscheinen, da die eisfreien Fenster länger werden. Die in Bremen beheimatete Reederei Beluga hat nun erstmals mit zwei Handelsschiffen die Nordostpassage befahren. Die beiden Schiffe, "Beluga Fraternity" und die "Beluga Foresight", sind dabei nicht einmal packeistüchtige Schiffe, sondern "nur" für Eisdicken bis 80 Zentimeter geeignet. Weitere Fahrten sind zwar noch nicht geplant, aber sehr wahrscheinlich. Die Ersparnis von sechs Schiffen, die diese Strecken im Konvoi fahren, liegt bei drei Millionen Euro.