Der Frühling kommt!

Das Ausharren im Nasskalten hat ein Ende. Ein Wochenende noch, dann kommt der Frühling. Nur wie lange?

Obwohl die Temperaturen im März häufig überdurchschnittlich waren (in Berlin knapp 2°C über dem langjährigen Mittel 1951-1980), wurde dies unter häufigem Tiefdruckeinfluss kaum so empfunden. Regen, Schneeregen und Schnee ließen eine große Sehnsucht nach dem auch fühlbaren Frühling aufkommen. Jetzt scheint es endlich so weit zu sein, jedenfalls für eine Weile.

Der Grundstein dafür wird schon heute gelegt. Denn nachdem das Tief Jens ostwärts weitergezogen ist, wird auf seiner Rückseite die kühlere polare Meeresluft sehr weit in Richtung Südwesteuropa geführt (Abb. 2). Dies wird im kommenden Verlauf für uns noch wichtig werden.

Unter diesem Einfluss zieht am Samstag noch einmal ein Niederschlagsgebiet von Südwesten über einen Großteil Deutschlands hinweg und sorgt für schauerartigen Regen, wobei die Sonne nur vorübergehend steigt. Immerhin sind in der milderen Luft nach Osten hin schon Temperaturen im spürbar zweistelligen Bereich möglich.

Auch am Sonntag werden wir in Deutschland noch nicht viel von dem Frühling merken, der für uns über Europa vorbereitet wird. Im Gegenteil: Unter höhenkalter Luft sind noch einmal Schauer möglich, die in höheren Lagen als Schnee niedergehen. Schauen wir aber etwas über den deutschen Tellerrand hinaus:

Zum Ende des Tages liegt eine Tiefdruckrinne zwischen dem Weißen Meer, Osteuropa, Norditalien und reicht über große Teile des Mittelmeeres bis zur Iberischen Halbinsel. Andererseits beginnt sich der Hochdruckeinfluss vom Ostatlantik über den Norden Frankreichs, England und Benelux bis in den Nordwesten Deutschlands auszuweiten (Abb. 3).

Und nun wird der Frühling zusammengebaut: über Südwesteuropa schnürt sich die kalte Luft förmlich ab und verbleibt hier als Höhentief, das die Iberische Halbinsel bis nach Westfrankreich überdeckt. Gleichzeitig entsteht eine sehr ausgedehnte Hochdruckzone, die vom Ostatlantik über die britischen Inseln bis in die Ukraine reicht. Geht es nach dem gestrigen amerikanischen Vorhersagemodell GFS, so bleibt diese Lage auch bis weit in die kommende Woche hinein erhalten (Abb. 4).

Wieso ist das Tief dabei so wichtig?
Seine Lage ist maßgeblich dafür verantwortlich, ob wir zu dem ruhigen und teils sonnigen Hochdruckwetter auch frühlingshafte Temperaturen bekommen. Denn da sich die Luft um das Tief ja gegen den Uhrzeigersinn dreht, führt es warme subtropische Luft aus Afrika über die Balkanhalbinsel nach Deutschland (Abb. 5).

In dem Idealfall, dass das Höhentief also in der richtigen Position über dem Mittelmeer liegt und sich die Hochdruckzone als stabil erweist, würde im Laufe der kommenden Woche der Frühling dann mit voller Wucht an unsere Tür klopfen, mit Temperaturen, die zumindest im Süden Deutschlands auf deutlich über 15°C steigen.

Dass sich zunächst einmal Hochdruckeinfluss breit macht, kann dabei als relativ sicher gelten. Die Unsicherheitsfaktoren in Sachen "gefühlter Frühling" sind eher seine Durchhaltekraft und seine Temperaturen. Als Beispiel hierfür vergleichen wir das amerikanische Modell NCEP mit dem europäischen Vorhersagemodell ECMWF. Beide wurden am gleichen Zeitpunkt vorausberechnet. In Abb. 6 kann man dann die Prognose für Donnerstag, den 02.04.09 vergleichen, oben ECMWF, unten NCEP.

Modellvergleich
Gerade im Nordosten erkennt man dabei markante Unterschiede. Während nämlich die Hochdruckzone nach der amerikanischen Version (unten) zwar von Norden durch die Frontalzone und von Süden durch das Höhentief in Bedrängnis kommt, hält sie dennoch durch. Gleichzeitig herrschen in etwa 1,5 km Höhe Temperaturen von bis zu +5°C (rechter Teil der Abbildung). Ganz anders dagegen bei ECMWF: ein Kaltluftvorstoß von Skandinavien drängt sich dazwischen und sorgt für Temperaturen teils unter -5°C an der Ostsee, womit auch wieder Schnee- oder Graupelschauer möglich wären.

Dementsprechend ergibt sich für den Donnerstag auch ein recht unterschiedliches Bild, wenn man die Temperaturen für 14 Uhr MESZ miteinander vergleicht: GFS zeigt in Abb. 7 verbreitet Temperaturen um 16°C, während bei der sehr kalten Version von ECMWF (Abb. 8) in der Nordhälfte schon wieder größtenteils einstellige Temperaturen zu finden sind.

Kommt der Frühling?
Dass zumindest in der ersten Wochenhälfte mal Frühlingsgefühle aufkommen werden, darf als so gut wie sicher gelten. Doch der Frühling steht noch auf sehr wackeligen Füßen. Auch die Ensembleprognosen (Abb. 9) deuten nach einem "Wärmehöhepunkt" am 2. oder 3.4. wieder einen Temperaturrückgang in Richtung langjährige Durchschnittswerte an. Ob Ostern also frühlingshaft wird oder nicht ist derzeit noch alles andere als klar.