Luftmassen-Kampf

Beeindruckend, was sich an der scharfen Grenze unterschiedlichster Luftmassen zurzeit abspielt:

Seit Tagen berichten wir von dem Vb-Tief Yulietta, das sich seit der vergangenen Nacht nun besonders vom Südwesten bis zum Osten Deutschlands durch kräftigen Regen und teils auch Schnee bis in tiefere Lagen bemerkbar macht. Nun zieht Yulietta über Tschechien an die Oder und dann weiter in Richtung Ostsee, wobei sich kalte und feucht-warme Luftmassen unmittelbar gegenüberstehen, mit interessanten und teils auch gefährlichen Folgen.

Beeindruckend zeigt sich dieser Gegensatz auf engem Raum am frühen Morgen in Österreich: Während das Tief etwa über die Mitte des Landes nordostwärts in Richtung Tschechien zog, brachte es östlich seines Zentrums die feucht-warme Luft, die es vom Mittelmeer mitbringt, nordwärts voran, während auf der Rückseite die Kaltluft folgte (Abb. 1 und 2). Die Temperaturunterschiede zwischen dem Westen und Osten Österreichs waren dabei beträchtlich: Während am frühen Donnerstag um 3 Uhr MEZ an der Grenze zur Schweiz bei Temperaturen um 1°C im Flachland Schnee fiel, konnte man es in Wien bei 18°C und trockenem, windigen Wetter sogar ohne Jacke im Freien aushalten (Abb. 3 und 4).

Föhn
Der Wind ist übrigens auch der Grund, warum die Temperaturgegensätze so extrem sind. Denn im Bereich der Luftmassengrenze weht ein sehr kräftiger Wind. In der höheren Atmosphäre erkennt man diese Grenze an einem so genannten Jetstream, einem Starkwindband, wobei sich der Osten Österreichs und Tschechiens heute Vormittag noch im Bereich seiner höchsten Windgeschwindigkeiten befindet, genannt Jetstreak (Abb. 5).

Im Bereich ausgeprägter Kaltfronten, wo der Gegensatz von Temperatur und Luftdruck auf engem Raum besonders groß ist, macht sich dieser starke Wind dann als Low-Level Jet auch weiter unten bemerkbar. So zeigt die Vorhersagekarte für nur noch 1300 Meter Höhe über dem Osten Österreichs und Norditalien sogar Windgeschwindigkeiten von über 110 km/h aus Süd bis Südwest an (Abb. 6), dasselbe Bild zeigt der Radiosondenaufstieg von 1 Uhr MEZ an der Wiener Station Hohe Warte (Abb. 7). Damit haben wir es im Wiener Becken mit einem ausgeprägten Föhn zu tun, der für diese hohen Temperaturen verantwortlich ist.

Sturm und Gewitter
Auf seinem weiteren Weg wird sich der stärkste Höhenwind dann heute Abend weiter in Richtung Nordosten verlagern. Die Lage des Tiefs unmittelbar an seiner linken Seite begünstigt dabei dessen weitere Entwicklung. So wird Yulietta heute Nacht die Ostsee als ausgeprägtes Sturmtief erreichen, welches man auch im Nordosten Deutschlands am Wind zu spüren bekommen wird. Gleichzeitig herrscht besonders für den Westen Polens Unwetterpotenzial durch teils kräftige Schauer und Gewitter.