Kalter Spätwinter

Während bei uns der Spätsommer ein Comeback startet, will es der Winter in der Antarktis nochmal wissen...

Die klaren, kalten Nächte der vergangenen Tage und die sich dem Ende neigende Polarnacht sorgten für extrem niedrige Minima in der Antarktis. Dabei wurden über der ausgekühlten, völlig vereisten Landmasse verbreitet Temperaturen unter -60°C angetroffen (Abb. 1). Die auf dem Inlandeis auf 3488m Höhe gelegenen Station Vostok registrierte eine Minimumtemperatur in der Nacht auf Mittwoch von sagenhaften -82.5°C! Das ist selbst in der Antarktis "recht" kalt, schaut man sich einmal die absoluten Werte an (Abb. 2). Die untere blaue Linie zeigt das absolute Minimum, also die jemals an dieser Station gemessenen Minima. Mit fast -90°C im Juli bzw. -88°C im August ist der gestern gemessene Wert schon sehr weit oben in dieser Skala anzusiedeln!

Auch die Eisbedeckung der Antarktis scheint diesen Winter leicht überdurchschnittlich auszufallen. Abbildung 3 zeigt die Eisbedeckung aus dem Juli. Die rosa farbene Linie zeigt den durchschnittlichen Eisbedeckungsgrad. Es ist zu erkennen, dass es sowohl Regionen gibt, die deutlich weniger Eis haben als der langjährige Durchschnitt wie z.B. die Region um die Beelingshausen-See, als auch Regionen, die deutliche Zuwächse verzeichnen, wie z.B. das Gebiet rund im die Amundsen-See. Insgesamt ergibt sich in der Gesamtbilanz, die Abb. 4 zeigt, ein Plus von 0.2 Millionen Quadratkilometern Eis.

Die positive Eismassenbilanz der Antarktis, die nun schon seit ein paar Jahren nachweisbar ist und sich völlig konträr zu jener der Arktis und den physikalischen Gesetzmäßigkeit der globalen Erwärmung verhält, wirft einige Fragen auf, die in der derzeitigen wissenschaftlichen Diskussion noch auf Antworten warten. Eine mögliche Erklärung liegt in den steigenden Niederschlägen. Durch das Plus an Schnee, wird der Druck auf die Inlandgletscher erhöht, die wiederum eine höhere Fließgeschwindigkeit annehmen. Dadurch gelangt das Eis schneller an den Rand der Landmasse der Antarktis und breitet sich als Schelfeis auf dem Meer aus. Eine resultierende Folge daraus ist auch das Abbrechen großer Schelfeisstücke, was immer wieder auch Anklang in den Medien findet, dort aber als "Abtauen" suggeriert wird.  Ob die steigenden Niederschlagssummen und das damit verbundene Vorstoßen der Eismassen in der Antarktis dem Klimawandel zugeordnet werden kann ist Gegenstand der derzeitigen Forschung. Somit könnte es auch möglich sein, dass der Klimawandel auf der Antarktis sogar ein Plus an Eis und Schnee hervorrufen könnte.