Weniger Hurrikane?

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die globale Erwärmung zu weniger Hurrikanen führen könnte

Durch die globale Erwärmung und damit auch durch wärmeres Wasser der Ozeane sinkt die Anzahl der Hurrikane statt zu steigen. Dieses überraschende Ergebnis stellte nun eine Froschergruppe um Tom Knutson von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), der Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten online in der Fachzeitschrift nature geoscience vor.

Die Forscher gingen in ihren Untersuchungen dem beobachteten Trend nach, dass die Hurrikan-Aktivität und die steigende Meerestemperatur im atlantischen Becken zumindest seit 1950 stark zusammenhängen. Diese Verbindung lässt zunächst befürchten, dass die durch Treibhausgase verstärkte globale Erwärmung einen weiteren Anstieg in der Zukunft zu Folge hat.

Neues Modell für Hurrikane
Hurrikane von damals Um diese Vermutung zu untersuchen, haben die Forscher um Tom Knutson zunächst ein regionales Klima-Modell (Zetac) konstruiert, das explizit die Entstehung von Hurrikanen simulieren soll. Um seine Tauglichkeit zu überprüfen, ist dieses Modell mit den Umweltdaten der Jahre 1980 bis 2006 gefüttert worden. Tatsächlich zeigte das Zetac Regionalmodell eine gute Übereinstimmung der simulierten Hurrikanaktivität mit den wirklich beobachteten.

Hurrikane nehmen fast um ein Fünftel ab
Damit war der Nachweis der Tauglichkeit erbracht. Um nun eine Aussage über die zukünftige Entwicklung zu machen, wurde dieses Regionalmodell in die Daten einer globalen Simulation gebettet. Es handelt sich um das CMIP3-Modell. Dieses hat die Entwicklung der Umweltdaten bis zum Ende des 21. Jahrhunderts berechnet auf Grundlage der zukünftigen Entwicklung der Treibhausgase. Dieses Modell lag übrigens auch dem Weltklimarat IPCC bei seinem letzten Bericht vor.

Wie verändert sich also die Anzahl der Tropischen Stürme bzw. Hurrikane bei globaler Erwärmung? Das Regionalmodell der Experten des Geophysical Fluid Dynamics Laboratory um Tom Knutson simuliert eine Abnahme der Tropischen Stürme um 27%, außerdem gebe es fast ein Fünftel, nämlich 18% weniger Hurrikane (Abb. 1).

Wie ist das zu erklären?
Grundsätzlich kommt es hier wie so oft in Fragen des Klimaentwicklung darauf an, nicht nur einen Aspekt zu beachten, sondern auch die Kopplungen mit den anderen Systemen.

In diesem Fall gilt es nämlich zu beachten, dass sich nicht nur das atlantische Becken erwärmt, sondern alle anderen Weltmeere auch. Es hat sich etwa durch das CMIP3-Modell gezeigt, dass sich das Wasser im Bereich des Golfstroms nicht so stark aufheizt wie in seiner Umgebung (Abb. 2). Außerdem erwärmt sich das Wasser im Bereich des Golfes von Mexiko bei weitem nicht so stark wie die obere Atmosphäre.

Hinzu kommt, dass die bisher oft genannte Grenztemperatur des Meeres für die Bildung von Hurrikanen von mindestens 26,5°C mit der globalen Erwärmung ebenfalls steigt. Sie ist also klimaabhängig, wie in Abb. 3 zu dargestellt ist. (Darüberhinaus weiß man mittlerweile, dass Hurrikane auch bei niedrigeren Wassertemperaturen entstehen können, es kommt mehr auf den Temperaturunterschied mit der Höhe an.)

Diese unterschiedlichen Erwärmungen führen in diesem Bereich zu einer Zunahme der Windscherung. Dies bedeutet, dass sich der Wind in Stärke und Richtung mit der Höhe ändert. Diese Windscherung ist ein bildungshemmender Faktor bei einem Hurrikan. Es hat sich bereits in einer vorangegangenen Studie gezeigt, dass mit jedem °C globaler Erwärmung die Windscherung gerade im Bereich des Atlantischen Beckens hurrikan-feindlich ist (Abb. 3).

Keine Entwarnung
Bei allen neuen Erkenntnissen gilt aber nun keine Entwarnung für die Regionen um den Golf von Mexiko. Denn während die Anzahl der Hurrikane abnimmt, wird gleichzeitig eine signifikante Zunahme der extremen Regenmengen simuliert.

 

Die Abbildungen stammen alle aus einem aufgezeichneten Vortrag von der "28. Konferenz über Hurrikane und Tropischen Meteorologie", die aufgezeichnet wurde und sich hier in englischer Sprache angehört werden kann.