Sturm zum Wochenstart?

Über dem Atlantik bildet sich am Wochenende ein Tief, das sich zum Orkantief verstärkt. Wie viel kommt bei uns an?

Die meisten Vorhersagemodelle zeigen in den kommenden Tagen eine ähnliche Entwicklung. Ein Tief verstärkt sich unter sehr günstigen Bedingungen über dem Atlantik und wächst zu einem Orkantief heran. Es wird voraussichtlich den Namen "Johanna" bekommen. Die Frage ist nun: welchen Einfluss hat dieser Orkan auf Deutschland?

Zunächst einmal sollte die Entwicklungsgeschichte kurz skizziert werden: am Sonntag befindet sich das Tief über dem Nordatlantik südwestlich von Island (Abb. 2). Direkt stromaufwärts, also westlich, folgt ein Kaltluftvorstoß nach (Abb. 3). Diese Konfiguration zusammen mit der genauen Lage eines Jetstream genannten Starkwindbandes in der Höhe mit über 350 km/h in ca. 9 km Höhe sorgt für eine rasante Entwicklung dieses Tiefs.

Derzeitigen Prognosen zufolge hat dieses Orkantief dann am Montag seinen Höhepunkt erreicht mit seinem Zentrum nordwestlich von Irland (Abb. 4.1 und 4.2) und einem Kerndruck von rund 940 hPa (Orkan Emma: tiefster Druck 957 hPa).

Vergleich mit Orkan Emma

Bei der Frage, wie gefährlich dieser Orkan für Deutschland wird, geht es neben der Zugbahn vor allem um die zeitliche Entwicklung dieses Tiefs.

Ein entscheidender Unterschied mit Emma ist seine wesentlich kürzere "Lebenserwartung". Schon kurz nach dem Höhepunkt der Entwicklung wird sich "Johanna" auf dem Weg nach Nordosten abschwächen (Abb. 5.1 und 5.2).

Dies liegt vor allem daran, dass die oben erwähnte Kaltluft in diesem Moment das Tiefdruckzentrum "überholt". Kalte Luft sinkt nach unten und lässt demzufolge auch den Luftdruck am Boden steigen.

Dementsprechend dürfte uns Orkan Johanna nur in sehr abgeschwächter Form erreichen, und dies insbesondere in Richtung Nordsee: hier und im Westen Deutschlands sollte man allerdings zum Wochenstart mit Sturmböen rechnen. Eine Sturmflut wie bei "Emma" kann aber aufgrund der Windrichtung nahezu ausgeschlossen werden.

Auch weiter östlich wird sich der Wind zumindest zeitweise kräftigeren Böen zeigen (Abb. 6), aber Orkanböen sind nach derzeitigem Stand nur auf den Gipfeln der höheren Mittelgebirge (insbesondere dem Brocken) zu erwarten.

Regen und Schauer

Neben den Böen ist es vor allem ein kräftiger Regen, der auf der Vorderseite des Orkantiefs vorrangig den Westen Deutschlands erreicht, nachfolgend ziehen am Montag noch kräftige Schauer vorbei. Diese erreichen den Osten aus heutiger Sicht aber nur in abgeschwächter Form.

Interessant wird es dann noch einmal zur Wochenmitte, da Orkan Johanna noch ein weiteres Tief im Schlepptau mitführt (Abb. 7), das sich dann Dienstag und Mittwoch bei uns eventuell noch deutlicher bemerkbar machen könnte. Gebietsweise kräftiger Regen und nachfolgende Graupelschauer sind dann zu erwarten. Für eine genauere Einschätzung ist es jedoch aus heutiger Sicht noch zu früh.

 

Fazit: Für Deutschland dürften bei aller Unsicherheit bezüglich Zugbahn und zeitlichem Ablauf die Auswirkungen von Orkan Johanna im Vergleich zu Orkan Emma nur unwesentlich sein. Deutlich gefährlicher wird es in Richtung Großbritannien sowie von der Bretagne den Ärmelkanal entlang bis in die BeNeLux-Länder. Hier herrscht durchaus die Gefahr schwerer Sturm- bis einzelner Orkanböen.